Horst Keinings neuere Malereien wirken wie poetisch informierte Blicke in Schaufenster von Läden oder Boutiquen und zeigen dabei reflektierte Anschauungen einer globalisierten visuellen Alltagskultur. Auf der ersten Bildebene läuft oft ein Schriftzug, mitunter ein Markenname, während auf der zweiten Ebene das Versprechen der Waren ausgebreitet ist: Muster und Stoffe, Ornamente, meist in hellen Farben reproduziert, unter Anwendung einer bewusst diffusen Malweise durch den Auftrag mit der Sprühpistole. Die Motive dieser Bilder entstammen häufig der Welt der Mode und des Konsums, sie verhandeln auf jeweils 185 mal 135 Zentimetern Verbrauchsartikel oder deren Plagiate, ebenso wie die dazugehörigen Magazintitel, beispielsweise bei ELLE, 2009 oder VOGUE, 2010. Auch diese Cover sind leicht verschwommen abgebildet und erzeugen so eine irritierende Wirkung; es ist als wäre der Betrachter an einem Regentag durch die Ladenmeilen flaniert.

Indem Keining raumgreifend, flächendeckend und randabfallend malt, lässt er Einzelbilder entstehen, die jedes für sich einen eigenen Denkraum bilden – er schafft durch seinen konzeptuellen Ansatz aber auch ein Werk, das in der Zusammenschau der einzelnen Bilder deutlich macht, wie die Marken- und Warenwelt auf unsere Wahrnehmung einwirkt und wie ungreifbar die gesendeten Botschaften dabei sind. Keinig ist aber jemand der nicht nur denkerisch sondern auch spielerisch mit diesen Botschaften umgeht und nicht wertet, vielmehr Wirklichkeit subtil verarbeitet.