Jean-Marie Biwer, 2000

Statements 34/56

Öl auf Leinwand
200 × 205 cm

Der 56teilige Zyklus Statements, zu der die Arbeit 34/56 gehört, manifestiert in ungestüm gemalten gleichgroßen Gemälden frische Bildstrukturen zwischen figürlichen Fragmenten, collagierten Dingweltpartikeln sowie ungleichmäßig wallender Struktur und gestischer Linienführung. Sie folgen in Farbgebung und Zusammenstellung keinem künstlerischen Vorbild, keiner Leitmotivik und keiner Musterstruktur, es sind tagesaktuelle Singularitäten, die keine Erwartung bedienen, sondern in Fragmenten und erinnerten Tagesresten empfundenes Dasein abbilden. Dazu gehören auch kulturbeladene Gedankenströme, die in der Kreuzform auf blutrotem Fleischgrund anklingen, die den Blick in eine zart angedeutete Spielzeugwelt von oben freigibt, von einem figurativen schwarzen Fleck gekrönt. Räumlich unzusammenhängende Berglandschaft, Architektur und fliegende Menschen im neckisch-sanften Inkarnat-Farbsumpf vereinend, ist dieses Gemenge ein Bildentwurf von 34/56 für die unvergorene Bildbelastung, die eine medienorientierte Zapp-Kultur mit ihrer Bilderfressgier beliebigkeitsquirlend erzeugt. Nicht die üblich gewordene Bilderflut-Schnipselcollage, sondern ein Bild für den Verdauungsprozess von eigener und medial geliehener Weltseherfahrung. Ein Bild für das es nichts Vergleichbares gibt, das aber in seiner Bildphantasie auch mediale Erfahrung konkretisiert und ganz unmedial Neues ohne Avantgardeattitüde in die Welt setzt, ohne dem Betrachter Denkziele vorzugeben oder die formale Trickkiste der Malerei zu nutzen und einen Stil auszubilden. Seine Malerei ohne Überflüssiges aber voll Unverdrängtem ist deswegen nicht harmlos oder bedeutungslos – ganz im Gegenteil.